Um Blasengesundheit zu fördern und Beschwerden des unteren Harntrakts vorzubeugen, ist ein gemeinsames Verständnis darüber erforderlich, was eine gesunde Blase ausmacht. 

Im Jahr 2015 wurde das amerikanische Prevention of Lower Urinary Tract Symptoms (PLUS) Research Consortium gegründet, um eine wissenschaftliche Grundlage für die Prävention von Harnwegsinfekten und die Förderung der Blasengesundheit über den gesamten Lebensverlauf von jugendlichen und erwachsenen Frauen zu schaffen. 👏

Und diese Gruppe hat nun eine aktuelle Studie über die Wahrnehmungen von Frauen über Blasengesundheit veröffentlicht.

Als erster Schritt untersuchte das PLUS-Konsortium, wie jugendliche und erwachsene Frauen Blasengesundheit definieren, darüber denken und welche Bedeutung sie ihren Blasenerfahrungen beimessen. Im Rahmen einer groß angelegten Fokusgruppenstudie analysiert diese qualitative Untersuchung die Wahrnehmungen von Frauen darüber, was eine gesunde Blase ausmacht.

Teilnehmerinnen in sechs Alterskategorien eingeteilt:

Frühe Jugendliche: 11–14 Jahre

Jugendliche: 15–17 Jahre

Junge erwachsene Frauen: 18–25 Jahre

Erwachsene Frauen: 26–44 Jahre

Frauen mittleren Alters: 45–64 Jahre

Ältere Frauen: 65+ Jahre

Es wurden 44 Fokusgruppen mit insgesamt 360 jugendlichen und erwachsenen Frauen durchgeführt, wobei jede Gruppe aus 3 bis 12 Teilnehmerinnen bestand.

Die thematische Struktur der Fokusgruppendaten zu den Kategorien „gesunde“ und „ungesunde“ Blase fiel in drei Hauptbereiche:

  1. Das Konzept einer gesunden Blase (theoretische Definition)
  2. Die Erfahrung einer gesunden Blase (subjektives Erleben)
  3. Lebensstil- und lebensphasenspezifische Überlegungen (Blasengesundheit im Kontext)

Ergebnisse:

Das Konzept einer gesunden Blase

Wie die folgenden drei Unterthemen zeigen, waren die Teilnehmerinnen größtenteils mit dem Begriff oder der Vorstellung einer „gesunden Blase“ nicht vertraut. Sie dachten kaum bewusst darüber nach, solange die Blase problemlos funktionierte oder keine besondere Aufmerksamkeit erforderte. Zudem wurde das Fehlen eines spezifischen Tests zur Beurteilung der Blasengesundheit bemängelt.

Die Vorstellung einer gesunden Blase ist unbekannt

Die ersten Gespräche machten deutlich, dass vielen Teilnehmerinnen das Konzept einer gesunden Blase nicht geläufig war:

„Der Begriff ‚Blasengesundheit‘ ist für mich sehr weit gefasst und irgendwie fremd. Ich weiß nicht genau, was damit gemeint ist oder was alles darunterfällt.“ (18–25 Jahre)

Auf die Frage nach einer gesunden Blase konnten die meisten Teilnehmerinnen zunächst keine direkte Antwort geben. Mit zunehmender Reflexion wurde jedoch deutlich, dass sie Blasengesundheit vor allem als das Fehlen von Symptomen betrachteten, darunter:

Unwohlsein oder Schmerzen beim Wasserlassen

Blut im Urin

Harnverhalt oder verfärbter Urin

Häufiges Wasserlassen

Harninkontinenz

Harnwegsinfektionen

Blasenkrebs

„Ich denke, man hat eine normale, gesunde Blase. Erst wenn Probleme auftreten – Schmerzen oder eine veränderte Urinfarbe – merkt man, dass etwas nicht stimmt.“ (26–44 Jahre)

Die Teilnehmerinnen nahmen sich Zeit, um über die Frage „Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie an eine gesunde Blase denken?“ nachzudenken, bevor sie ausführlich antworteten. Sie gaben zudem an, nur wenig Informationen zu haben, auf denen sie eine Definition von Blasengesundheit aufbauen könnten-

Man denkt nicht darüber nach, wenn die Blase gesund ist

Viele Teilnehmerinnen stellten fest, dass eine gesunde Blase im Alltag kaum Beachtung findet – solange keine Beschwerden auftreten.

Erfahrungen mit einer gesunden Blase

Man denkt nicht darüber nach, wenn die Blase gesund ist

Die Teilnehmerinnen stellten fest, dass man sich keine Gedanken über die Blase macht, wenn sie gesund ist.

„Eine gesunde Blase ist für mich, wenn man einfach nicht darüber nachdenkt. Man geht zur Toilette und erledigt sein Geschäft… Es gibt keinen Grund, darüber nachzudenken.“ (45–64 Jahre)

Solange die Blase wie gewohnt funktioniert, wird ihre Rolle im Alltag oft als selbstverständlich angesehen.

Fehlende Tests zur Beurteilung der Blasengesundheit

Beim Nachdenken über Blasengesundheit zogen die Teilnehmerinnen Vergleiche zu anderen Gesundheitsbereichen. Während sie beispielsweise Blutdruckmessungen zur Überprüfung der Herz-Kreislauf-Gesundheit oder Mammografien zur Brustkrebsvorsorge kannten, bemerkten sie, dass es keine routinemäßigen Tests zur Beurteilung der Blasengesundheit gibt

„Es gibt Screening-Tests für Brustkrebs und andere Krankheiten, aber keine für die Blasengesundheit… außer wenn es bereits ein Problem gibt.“ (26–44 Jahre)

Einige Teilnehmerinnen hielten eine gesunde Blase für eine, die sehr lange Urin zurückhalten kann – eine Annahme, die von Fachleuten oft hinterfragt wird.

„Ich dachte, eine gesunde Blase bedeutet, dass man den Urin stundenlang halten kann. Ich habe das auch gemacht, bis mir der Arzt sagte: ‚Nein, du darfst dich nicht zwingen, es so lange einzuhalten. Selbst wenn du es kannst, tu es nicht. Es ist ungesund.‘“ (65+ Jahre)

Besonders bei erwachsenen Teilnehmerinnen kam die Unsicherheit darüber auf, wie lange das Zurückhalten von Urin tatsächlich unbedenklich ist.

„Mir wurde immer gesagt: ‚Halte es nicht zu lange ein‘, und ich dachte mir, okay, aber was heißt denn ‚zu lange‘?“ (26–44 Jahre)


Merkmale einer gesunden Blase

Als die Teilnehmerinnen über ihre persönlichen Erfahrungen mit ihrer Blase sprachen, kristallisierten sich bestimmte Aspekte heraus, die sie als Indikatoren für Blasengesundheit betrachteten. Dazu gehörten Blasenkontrolle, Häufigkeit des Wasserlassens und die Eigenschaften des Urins.

Blasenkontrolle als Merkmal für Blasengesundheit

Ein zentrales Kriterium für eine gesunde Blase war die Fähigkeit, den Harndrang zu kontrollieren – auch unter verschiedenen äußeren Bedingungen.

„Man will vielleicht nicht immer den Urin zurückhalten, aber die Tatsache, dass man es kann, zeigt, dass man eine gute Blasenkontrolle hat. Und das ist ein gutes Zeichen.“ (18–25 Jahre)

Gleichzeitig warnten einige Teilnehmerinnen davor, das Einhalten zu übertreiben, da dies langfristig ungesund sein könnte.

Häufigkeit des Wasserlassens als Merkmal für Blasengesundheit

Jugendliche und erwachsene Teilnehmerinnen äußerten große Unsicherheit darüber, was eine „normale“ Häufigkeit des Wasserlassens sei.

„Nicht zu lange warten, aber auch nicht zu oft auf die Toilette müssen. Ich denke, alle vier bis fünf Stunden wäre wahrscheinlich ideal.“ (18–25 Jahre)

Die richtige Frequenz wurde als wichtig angesehen, jedoch gab es unterschiedliche Meinungen darüber, was „ideal“ bedeutet. In einigen Fällen baten Teilnehmerinnen die Moderator*innen der Fokusgruppen um eine fachliche Einschätzung.

Eigenschaften des Urins als Merkmal für Blasengesundheit

Als weitere Indikatoren für eine gesunde Blase wurden die Farbe, der Geruch und das Fehlen von Blut im Uringenannt.

„Wenn der Urin stark riecht oder wenn er fast durchsichtig ist, dann riecht er nicht so intensiv.“ (45–64 Jahre)

Zusätzliche Merkmale einer gesunden Blase umfassten die Menge des Urins (nicht zu wenig) und die Stärke des Urinstrahls (kein Tröpfeln, sondern ein gleichmäßiger Fluss).

Blasengesundheit im Kontext: Lebensstil und lebenslange Überlegungen

Während die Teilnehmerinnen über das Konzept einer gesunden Blase nachdachten, betrachteten sie ihre eigenen Erfahrungen und Lebensphasen. Dabei kristallisierten sich drei zentrale Themen heraus: der erforderliche Aufwand für eine gesunde Blase, Veränderungen im Laufe des Lebens und der Zusammenhang zwischen Blasengesundheit und allgemeiner Gesundheit.

Eine gesunde Blase erfordert Aufwand

Obwohl die Teilnehmerinnen normalerweise nicht bewusst über ihre Blase nachdachten, beschrieben sie verschiedene Maßnahmen, um ihre Blasengesundheit zu erhalten. Dazu gehörten Verhaltensweisen wie ausreichend Flüssigkeit trinken, wenig Salz und Zucker konsumieren und eine „normale“ Toilettenfrequenz einhalten.

Am häufigsten wurde das Trinken von Wasser als Schutzmaßnahme genannt. Viele Teilnehmerinnen betonten, dass es wichtig sei, „viel Wasser zu trinken“, einige nannten auch konkrete Mengen wie acht Gläser pro Tag.

„Ich würde sagen, viel Wasser trinken. Es hilft, das System zu spülen. Ich merke, dass ich viel häufiger zur Toilette muss, wenn ich täglich die empfohlenen 64 Unzen oder mehr trinke.“ (26–44 Jahre)

Einige Teilnehmerinnen unterschieden dabei zwischen Wasser und weniger gesunden Getränken.

„Wenn man eine gesunde Blase hat und viel Wasser trinkt – und nicht zehn davon am Tag – das ist Coca-Cola, dann bleibt der Körper stark und man kommt durch den Tag, ohne dass die Blase Probleme macht.“(65+ Jahre)

Mehrere Teilnehmerinnen stellten zudem eine Verbindung zwischen Flüssigkeitsaufnahme und Häufigkeit des Wasserlassens her. Sie waren sich bewusst, dass bestimmte Getränke, wie Kaffee oder Alkohol, die Urinausscheidung erhöhen und den Körper dehydrieren können, was einen höheren Wasserbedarf zur Folge hat.

„Ich trinke viel Kaffee, und ich habe gehört – ich weiß nicht, ob das stimmt –, dass man für jede Tasse Kaffee die gleiche oder doppelte Menge an Wasser trinken sollte, um die mögliche Dehydrierung auszugleichen.“(26–44 Jahre)


Blasengesundheit im Laufe des Lebens

Viele Teilnehmerinnen berichteten, dass ihre Kindheitserfahrungen mit der Blase ihr Verständnis von Blasengesundheit geprägt haben.

„Ich erinnere mich, als ich ein Mädchen war, in der Grundschule… Die Lehrerin ließ uns nicht zur Toilette, weil sie dachte, wir würden nur spielen oder draußen herumlaufen. Also durften wir nicht gehen. Ich erinnere mich, dass ich oft krank wurde, weil ich es zurückhielt. Ich kam nach Hause mit einem geschwollenen Bauch… und dann, wenn ich endlich gehen konnte, kam der Urin nur in kleinen Strömen.“ (45–64 Jahre, spanischsprachige Gruppe)

Andere erinnerten sich an frühe Blasenprobleme wie Blasenentzündungen, die mit Scham und Unwohlsein verbunden waren.

„Ich war im Kindergarten und erinnere mich daran, weil es mir sehr peinlich war. Ich hatte eine Blasenentzündung. Ich war 5 oder 6 Jahre alt, also erinnere ich mich nicht an alle Details, aber ich musste ständig zur Toilette und konnte es nicht kontrollieren. Einmal habe ich mir in die Hose gemacht – es war keine bewusste Entscheidung, ich konnte es einfach nicht kontrollieren. Und ich war in der Schule, es war wirklich peinlich.“ (18–25 Jahre)

Mit zunehmendem Alter bemerkten viele Teilnehmerinnen, dass sich ihre Blasenfunktion veränderte und sie mehr Aufwand betreiben mussten, um ihre Blasengesundheit zu erhalten.

„Als man jünger war, konnte die Blase den Urin besser halten… Der Körper hat einen einfach mehr unterstützt. Aber wenn man älter wird, verliert man an Kraft und muss entweder häufiger zur Toilette oder man bekommt Schmerzen.“ (65+ Jahre)

Sie diskutierten auch darüber, wie frühere Gewohnheiten die Blase im späteren Leben beeinflussen können. Besonders das ständige Zurückhalten des Urins wurde als potenziell schädlich betrachtet.

„Wenn du nicht gehst, wenn du musst, und es immer wieder zurückhältst, wird das am Ende schlecht für dich sein.“ (26–44 Jahre, spanischsprachige Gruppe)


Blasengesundheit im Zusammenhang mit allgemeiner Gesundheit

Die Teilnehmerinnen betrachteten Blasengesundheit nicht als eigenständiges Konzept, sondern als Teil ihres allgemeinen Wohlbefindens. Sie erwähnten verschiedene allgemeine Gesundheitsmaßnahmen, die sich positiv auf die Blase auswirken könnten, darunter Bewegung, Gewichtskontrolle und eine gesunde Ernährung.

„Die Blase einer Person, die sich gesund ernährt, gesunde Getränke zu sich nimmt und keine besonderen medizinischen Probleme hat – das wäre für mich eine gesunde Blase.“ (45–64 Jahre)

Sie beschrieben auch, dass eine ungesunde Blase das gesamte Wohlbefinden beeinträchtigen kann:

„Solange ich nicht ständig zur Toilette muss, keine Schmerzen, kein Brennen oder Unwohlsein habe, dann denke ich, ist meine Blase in Ordnung. Aber wenn die Blase nicht gesund ist, fühlt man sich insgesamt unwohl. Ich weiß, wenn ich eine Blasenentzündung habe, kann ich nicht klar denken, ich bekomme Schwindel und Gleichgewichtsstörungen. Dann weiß ich, dass etwas mit meiner Blase nicht stimmt.“ (45–64 Jahre)

Einige Teilnehmerinnen sahen die Blasengesundheit auch in direktem Zusammenhang mit der Gesundheit des gesamten Harnsystems.

„Ich denke, man muss das gesamte urologische System betrachten. Jedes einzelne Organ muss gesund sein, um die Blase zu unterstützen. Man kann keine gesunde Blase haben, wenn die Harnwege oder die Nieren nicht gesund sind.“ (26–44 Jahre).

0