Die Neoblase, auch „neue Blase“, wird aus einem Stück des eigenen Dünndarms geformt. Das Gewebe (ca. 50 cm) wird in Form einer Kugel zusammengenäht, an die Stelle der alten Blase gesetzt und mit den Harnleitern und der Harnröhre verbunden. Der Urin kann sich so in der Neoblase sammeln und wie zuvor über die Harnröhre entleert werden.
Die Neoblase verfügt im Gegensatz zur natürlichen Harnblase nicht über Muskeln, die sich beim Entleeren zusammenziehen. Der Urin muss durch das aktive Pressen mit dem Bauch aus der Neoblase gedrückt werden. Gleichzeitig muss der Beckenboden locker gelassen werden, damit sich der Schließmuskel in der Harnröhre entspannt. Dazu ist ein Beckenbodentraining und Blasenschließmuskeltraining erforderlich.
Die neue Blase ist zu Beginn klein, bei der Verwendung dehnt sie sich aber aus, um mehr Urin aufzunehmen. Mit einer Neoblase spürt man keinen Harndrang. Deshalb muss man zu geplanten Zeiten aufs Klo gehen (nach der Operation alle 3-4 Stunden). So lässt sich eine Überdehnung oder ein unwillkürlicher Urinverlust vermeiden.
Die neue Blase nimmt weiterhin eine Darmfunktion wahr. Das hat zur Folge, dass die Darmzellen weiterhin Schleim absondern und die Darmwand dem Urin Stoffe entzieht, die dann in die Blutbahn gelangen. Bei Patient*innen mit einer Neoblase muss deshalb regelmäßig das Blut untersucht werden, um eine Übersäuerung oder veränderte Blutsalze (Elektrolyte) frühzeitig zu erkennen.
Fazit:
Die Entfernung der Harnblase und die Formung einer neuen Blase ist eine anspruchsvolle Operation. Der Vorteil, ist dass es keine Hilfsmittel für die Harnableitung braucht. Die Lebensqualität bleibt dadurch im Wesentlichen erhalten. Trotzdem müssen Patient*innen Geduld mitbringen und die Kontinenz mittels Beckenbodentraining wieder erlernen.